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Was ist ein guter Stuhl?

Und wie wird er ein Klassiker?

Wir verbringen einen Großteil des Tages im Sitzen, oft mit Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration erfordern. Ein guter Stuhl muss daher in erster Linie bequem sein und der Tätigkeit zutragen. Man sollte lange auf ihm sitzen können, ohne müde zu werden. Ein guter Stuhl vermittelt diese Eigenschaft unmittelbar. Man spürt sofort, ob man sich in ihm wohlfühlt. Dieses Gefühl muss sich in der äußeren Gestaltung eines guten Stuhls widerspiegeln. Die Entscheidung für einen Stuhl trifft man, wenn diese Faktoren erfüllt sind und das Design diese Eigenschaften auf den ersten Blick vermittelt. Aber das allein reicht nicht aus.

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Ein guter Stuhl beeinflusst darüber hinaus das Wohlbefinden in einem Raum. Er verweist auf bestimmte Tätigkeiten und definiert Bereiche innerhalb eines Raumes. Seine Machart leitet den Nutzer und gibt ihm auf unterstützende Weise vor, wie er sich in diesem Raum verhalten sollte. Wenn der Stuhl gut gestaltet ist, passiert das intuitiv. Man denkt nicht darüber nach, weiß aber sofort, wo man welche Aufgaben ausführt und welche Körperhaltung dafür notwendig ist.

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Ein Esszimmerstuhl muss daher eine aufrechte und stützende Sitzposition bieten, während ein Loungesessel eine entspannte und erhabene Atmosphäre vermittelt. Ein Bürostuhl hingegen muss besonders ergonomisch sein und eine gewisse Bewegungsfreiheit gewährleisten, während ein Hocker schnell griffbereit und besonders kompakt sein sollte.

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All diese unterbewusst gespeicherten Erfahrungswerte menschlichen Verhaltens prägen die traditionelle Funktion eines Sitzmöbels und geben klare Vorgaben für die Gestaltung. Ein immer komplexer werdendes Lebensumfeld hat im Laufe der Zeit dazu geführt, die Gestaltung von Möbeln auf diese Grundbedürfnisse zu reduzieren, um den Alltag so intuitiv wie möglich zu begleiten.

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Gerade heute ist also eine funktionsbasierte Gestaltung essenziell für eine beruhigende und produktive Wohn- und Arbeitsatmosphäre. Jede Abweichung davon ist riskant und kostet wertvolle Lebenszeit. Wir halten fest: Die Funktion eines guten Stuhls muss sich auf den ersten Blick aus seiner Gestaltung erschließen.

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Wir wissen nun, dass wir viel Zeit sitzend verbringen, aber im Alltag keine Zeit haben, darüber nachzudenken. Da wir jedoch tagtäglich immer wieder dieselben Sitzpositionen einnehmen, um routinemäßige Tätigkeiten auszuführen, muss ein guter Stuhl dauerhaft hohen Belastungen standhalten und besonders robust sein.

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Als Sitzmöbel ist ein guter Stuhl ein vielgenutzter Alltagsgegenstand, was eine gewisse Langlebigkeit erfordert. Wenn wir uns schon nicht viele Gedanken über unsere Routinen machen wollen, dann sollten sie jederzeit uneingeschränkt wiederholbar sein. Langlebigkeit spiegelt sich bei einem guten Stuhl in der Wahl der richtigen Materialien wider.

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Auch hier greifen wir auf jahrhundertealte, traditionell gewachsene Erfahrungswerte zurück, die tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind. Meist sind es natürlich vorkommende und nur gering weiterverarbeitete Materialien wie Holz, Stahl, Leder und Webstoffe, die wir intuitiv mit langer Lebensdauer verbinden.

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Wir wissen um diese tief verwurzelten, materialbasierten Auslöser, die uns ein Gefühl von Hochwertigkeit und die Sicherheit einer langen Lebensdauer vermitteln. Vor dem heutigen Druck der Effizienzsteigerung ist es jedoch zur gängigen Praxis geworden, diese Materialien zu imitieren. Doch das merkt man sofort.

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Ein schlechter Stuhl macht nur kurze Zeit Freude und ist kein langfristiger Begleiter unserer täglichen Routinen. Auch hier können wir also festhalten: Ein guter Stuhl muss aus echten Materialien bestehen, die nach ihren spezifischen Eigenschaften sorgfältig ausgewählt wurden.

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Funktion und Materialität bestimmen also maßgeblich die Gestaltung eines guten Stuhls. Da ein Stuhl jedoch auch ein Wirtschaftsgut ist, muss er einen angemessenen Preis haben. Es entsteht ein Verhältnis zwischen Preis und Nutzen, das wir als Nutzer bewerten und das uns schließlich zum Kauf bewegt.

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Ein guter Stuhl überwiegt mit seinem Nutzen den Preis. Und das Schöne daran ist: Ein guter Stuhl lässt daran keine Zweifel aufkommen. Wenn er gut ist, ist er gut. Entlockt er uns darüber hinaus Emotionen, die uns positiv stimmen, wird er Generationen überdauern.

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Gelingt ihm das, ist er nicht nur gut – dann ist er ein Klassiker.

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Leonard Bohndorf – Gründer und Designer von KUBIMAL®

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